Bernd Rothe & Monique Lhoir (Hrsg.)
Welt der Geschichten © 06/2009
ISSN 1864-4880
250 Seiten - 9,80 Euro
Von diesem Sonderband der Welt der Geschichten geht von jedem verkauften Exemplar eine Spende an dieD eutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS)!
Thomas Backus
Nur ein Delphin...
Während Pedro auf den Wrackteilen durch die endlose See trieb, und ihm
die Sonne das letzte bisschen Verstand aus dem Hirn brannte, dachte er
daran, wie sehr er doch das Meer liebte.
Er erinnerte sich noch genau daran, wie er mit seinem Eltern in die
Ferien gefahren war. Ein kleiner Junge in kurzen Hosen und einem
Schokoladeneis in der Hand hatte am Strand gestanden und der Sonne beim
Untergehen zugeschaut. In seiner kindlichen Naivität hatte er darauf
gewartet, dass es zischte. So wie es zischte, wenn er ein brennendes
Streichholz in ein Glas Limo warf. Das erwartete Geräusch blieb
natürlich aus, aber dafür hörte er die Meerjungfrauen singen. Wundersame
Mädchen mit bunt geschuppten Fischschwänzen, die am Horizont tanzten
und die schönsten Lieder erklingen ließen, die Pedro je gehört hatte.
Es war Liebe auf den ersten Augenblick.
Wieder daheim fühlte er eine schmerzhafte Leere in seiner Brust. Er
quälte sich während der endlosen Stunden, die er auf der harten
Schulbank verbringen musste, aber er verzehrte sich auch, wenn seine
Mutter sein Lieblingsessen, Spaghetti mit Tomatensoße, kochte. Nur
während Flipper durch den Fernseher schwamm, fühlte er sich nicht ganz
so allein.
Ein ganzes Jahr machte er das mit, dann lief er fort von zu Hause - er
trampte nach Italien, lief Hunderte von Kilometer, bis die Schuhe Löcher
hatten und seine Füße schmerzten, doch dann stand er am direkt am Meer.
Er lauschte dem Murmeln der Wellen und war verzaubert von den
Lichtreflexen auf der Wasseroberfläche. Wie hypnotisiert stand er da –
und war einfach nur glücklich.
Aber das Meer war eine grausame Geliebte. Er hatte keine Eltern, die für
ihn aufkamen, so sammelte er leere Pfandflaschen und half den Fischern
beim Entladen ihrer Boote.
Später, als er älter war, nahm er Fische aus, in einer Fabrik. Es waren
alles schlecht bezahlte Jobs, aber er hielt sich über Wasser. Er hatte
gehungert und er hatte gestohlen – aber die Meerjungfrauen sah er nicht
mehr.
(...) |
Oder doch? Wird Pedro vielleicht doch noch irgendwann Meerjungfrauen sehen? Oder wird er einsam und verzweifelt sterben?
Die Antwort findet sich in Die Macht des Mondes!
Alle Geschichten:
R. "ritch" Funke - Der Tag des Mondes
Astrid Pfister - Der Jahrestag der Titanic
Michael Buttler - Die Insulanerin
Martina Bartels - Die Oerlhexe
Thomas Vaucher - Das Verhängnis der Golden Eagle
Jürgen Schmidt - Die Postboje
Uwe Voehl - Das Phantom im Nebel
Emily Schuster - Nixenseele
Georg Grimm-Eifert - Nixe Nebuleit besorgt Süffiges
Stavoren von Arjan H. van der Cingel - Das Déjà-vu
Elsa Rieger - Inselzauber oder das Schiff mit acht Seegel
Monique Lhoir - Wiedersehen in Walhall
Ivonne Schönherr - Sturmvogel
Christel Scheja - Von Katzenjammer und Seemannslist
Yyes Gorat Stommel - Stürmische Mahlzeit
Sebastian Mander - Das runde Ding
Torsten Scheib - Im Sturm
Walter-Uwe Weitbrecht - Der Fischer von Rungholt
Bernd Rothe - Die Verfluchten
Otto Ernst - Nis Randers (Gedicht)
DGzRS - Mensch und Meer ... über die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger
Weitere Infos & Bestellung: Welt der Geschichten
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