Donnerstag, 2. Februar 2012

Buchmesse Leipzig 2010

Die Apokalyptischen Schreiber auf der Fantasy Leseinsel

Von Männern in Kutten und Mädchen in fast gar nichts



Ich war noch nie auf der Leipziger Buchmesse. Oh Mann, ich wusste ja nicht, was ich da verpasse!

Aber am Besten, ich fange von vorn an. Dass ich mit meinen Apokalyptischen Mit-Autoren Stefan Fels, Volker Ilse und Ralph Haselberger ein Buch geschrieben habe, dürfte jeder Besucher dieses Bloggs mitbekommen haben. Nun hat uns Peter Göring vom Persimplex-Verlag auf die Leipziger Buchmesse eingeladen. Sogar lesen sollten wir dort. Wir stiefelten also erstmal zum Marburger Bahnhof, weil wir gemäß unserer Gemeinschaftsgeschichte (siehe In Blut geschrieben) gerne per Zug in das gelobte Land einfahren wollten ... doch teilte man uns mit, dass wir bereits um 18.05 Uhr in Leipzig hätten zurückfahren sollen, sollten wir Wert darauf legen, von Kassel nach Marburg weiterfahren zu können. Nun war der Plan, von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr zu lesen und anschließend auch noch Bücher zu signieren – selbst wenn nur wenige Messebesucher Wert auf ein Apokalyptisches Autogramm legten, so war der Zeitplan doch sehr knapp.


Glücklicherweise erklärte sich Volker bereit, uns mit seinem Auto über diverse Landesgrenzen zu bringen. Ihr erinnert Euch, mein VW ist mehr ein Oh-Weh, und Stefan, der ja unser Klein-Krieg ist, fährt einen Smart.
Wir also alle rein in das Ding und ganz früh losgefahren. Was gut war, denn die Autobahn präsentierte sich in einer postapokalyptischen Leere, sodass wir fröhlich singend vorankamen, bis, ja bis Volker eine rauchen wollte. Wir fuhren also ab, und ich betrat das erste ostdeutsche Lokal meines Lebens. Es war eine McDonalds-Filiale. Statt Leipziger Allerlei gab es Frühstücksmenü, und das fand ich kulinarisch nicht sehr ansprechend. Auf der anderen Straßenseite gab es eine Imbissbude, an der ein Schild mit der Aufschrift „Grill-Hexe“ prangte, aber offensichtlich hatte die Hexe den Ofen noch nicht angeworfen, es war zu.


Nun ja, nach dem Essen rauchte Volker noch eine, und dann fuhren wir weiter. Der Andrang hielt sich noch in Grenzen, wir bekamen gegen eine Gebühr von 5 Euro auch einen angemessenen Parkplatz. Nur von dem angekündigten kostenlosen Shuttlebus war nichts zu sehen – nun ja, da der Eingang deutlich in Sichtweite war, gingen wir dann zu Fuß. Geschadet hat es mir wohl nicht, obwohl sich die Langzeitschäden ja erst recht spät bemerkbar machen, also, wer weiß, was da noch auf mich zu kommt?
Drinnen war es dann erstaunlicherweise schon recht voll, und wir quälten uns durch die Menge an lesebegeisterten Messebesuchern in Richtung Halle 2, wo unser Verleger schon sehnsüchtig darauf wartete, die Jungs mit der kranken Phantasie endlich mal persönlich kennenzulernen.
Übrigens gingen wir an einem Schild vorbei, das uns aufforderte, unsere Taschen an der Garderobe abzugeben (was wir nicht taten), an einem Stand mit französischen Baguettes, Crêpes und Eiscreme (also wieder keine Nationalgerichte). Wir missachteten sogar die Stände von Bastei und Heyne, ich machte nur mal kurz beim Fabylon-Verlag vorbei (Ihr erinnert Euch an „Darwins Schildkröte“?) und plauderte kurz mit Uschi Zietsch (die mich liebevoll mit Gummibärchen fütterte). Dann erreichten wir endlich unseren Stand. Wir wurden umringt von vielen netten Menschen, die uns herzlich willkommen hießen in der großen Familie des Persimplex-Verlages.


Unser Verlag hat es ja normalerweise nicht so mit Horror. Peter Göring verlegt Kinderbücher, und Fußballbücher und immer wieder Indianerbücher (wohlgemerkt, Indianerbücher, keine ordinären Western). Wir quatschten jeden an, der auch nur einen Hauch von Interesse an unseren Büchern zeigte. Und die anderen natürlich auch. Volker nannte das im Nachhinein Aggressives Marketing.

Wer nicht überzeugt ist, wird überzeugt!

Aber erstmal zu unseren neuen Familie. Da war natürlich Peter Göring, unser Verleger, der am Telefon schon so wahnsinnig viel Begeisterung für unsere Geschichten versprüht hatte – und jetzt noch viel mehr. Wilfried Busch, den Pressesprecher lernten wir auch endlich persönlich kennen – und hey, der Mann hat mit uns noch viel vor ... Supernett waren auch Ambros Göller und seine Frau Gundi. Allein dass wir die beiden dort kennenlernten, war die Reise nach Leipzig schon wert. Aber auch Astrid Gavini war sehr nett.

Die Apokalyptischen Schreiber und ihr Verleger am Messestand,
Foto Persimplex
Wolfgang & Anke Bandt vom Geisterspiegel waren ebenfalls an unserem Stand, und die beiden zeigen ein so großes Interesse an uns Apokalyptikern, dass mir direkt warm ums Herz wurde. Anke hat über 130 Fotos von uns geschossen, und sie uns auch noch freundlicherweise für diesen Bericht zur Verfügung gestellt. Danke, Anke!


Natürlich geht man nicht auf die Buchmesse, um dort nette Menschen kennenzulernen – nein, man möchte seine Bücher vorstellen! Und nun kann man sich in Anzug und Krawatte an einen Tisch setzen und warten, dass einen ein Besucher auf die ausgestellten Bücher anspricht – oder man kann sich in die Apokalyptische Kutte gewandet mitten in den gang stellen und jeden, der nicht erschrocken zur Seite springt anbieten, doch einmal einen Blick in das Buch zu werfen. Meine Aufforderung unterstrich ich nicht mit einem typischen Ich-werde-Dich-sonst-fressen-Blick, sondern mit einem freundlichen Psychopaten-Lächeln.
Okay, es gab einige, die sprangen zur Seite, und andere stammelten ein „Danke, nein.“ Andere schauten in das Buch und manche kauften es auch. Natürlich bekamen diese ihre Albträume sogar signiert.


Nun muss man sagen, dass wir Kuttenträger auf dieser tollen Buchmesse gar nicht so exotisch daherkamen, wie man vielleicht glauben möchte – und es waren vor allen Dingen junge Mädchen, die mit ihren fantasievollen Kleidungsstücken die Blicke der normalen Besucher auf sich zogen. Ich sah dort Mädchen mit blauen Haaren, roten Haaren, pinken Haaren, ohne Haare ... nein, letztere nicht wirklich. Aber auf die Haare hat man sowieso oftmals nur sekundär geachtet. Wie sagte ich zu meinen Kollegen: Wir müssen unbedingt Mangas machen, damit unsere Fans auch so aussehen ... wie? Na ja, die meisten trugen sehr kurze Kleidchen, oder waren das Röckchen? Oder gar Gürtelchen? Ich habe sogar einen Schmetterling gesehen:

Oh Mann, ich liebe Schmetterlinge, wenn sie so aussehen!

Tja, die Jugend von heute. Da soll mal einer sagen, die wären nicht kreativ.
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Gruppe von drei Mädchen, von denen eine an der Leine ging, und eine andere großes Interesse am Tod zeigte ... oder eine Krankenschwester, oder an ein total liebes Mädel, dass Mitleid mit mir hatte, weil ich der Apokalyptische Hunger bin. „Hunger? Hast Du Hunger?“, fragte sie. Ich nickte und sagte: „Meistens...“
Da bot sie mir Kekse an.
Ja die Jugend von heute ist erheblich besser als ihr Ruf.
Wir aber auch!
Was, das glaubt Ihr nicht? Da hilft nur eins: Buch kaufen, und nachlesen!


Die Apokalyptischen Schriften!
 Oder eine unserer Lesungen besuchen.
Wir hatten ja unseren großen Auftritt auf der Fantasy-Lesebühne, die in diesem Jahr von der WerkZeugs organisiert wurde. Die machten ihren Job gut: Man organisierte uns zusätzliche Stühle und Mikros, die Technik funktionierte einwandfrei, das Wasser war lecker und genügend Bücher zum anschließenden signieren lagen auch bereit.


Aber am coolsten war das Publikum!
Sicher, mengenmäßig hatte ich mit etwa 200-300 Zuhörern gerechnet, aber die hätte dort eh keinen Platz gefunden. Aber alle Plätze (geschätzte 50) waren belegt, und es verließ keiner vorzeitig unsere Lesung. Ich hörte sogar Lacher an den richtigen Stellen ... über „Gammelfleisch“ kann man nur lachen – sonst bleibt es einem im Hals stecken, und das will ja keiner.
Übrigens ein großes Lob an Hannah, die unsere Geschichten sichtlich genoss. Ich hoffe nur, dass ihre Albträume nicht zu heftig waren ...






Die Apokalyptische Lesung, Fotos Anke Brandt

... nun, wenn Ihr uns lasst, kommen wir im nächsten Jahr wieder! Aber bis dahin gibt es bestimmt noch die eine oder andere Lesung hier in und um Marburg! Wir sehen uns!

Oder man liest sich:




Leipziger Allerlei - Berichte von der Buchmesse



Der Buchmessesonntag stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Apokalypse. Dabei ging doch nur die Messe zu Ende, aber für Messejunkies bedeutet das schon mal schnell ein Weltuntergang. So schlimm sollte es dann doch nicht werden, im Gegenteil, es wurde noch viel besser als erwartet. Aber der Reihe nach.
Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse konnte man es in diversen Foren und Seiten lesen: Die Apokalyptischen Schreiber würden auf der Leipziger Buchmesse 2010 eine Lesung veranstalten. Die vier Autoren aus dem Marburger Raum Volker "Pestilenz" Ilse, Stefan "Krieg" Fels, Thomas "Hunger" Backus und Ralph "Tod" Haselberger hatten mächtig die Werbetrommel gerührt, um möglichst viele Leute auf dieses Event aufmerksam zu machen. Aber nicht nur die Autoren, auch der Persimplex-Verlag tat alles Mögliche, um Zuschauer zu locken.
Die Lesung fand von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr statt. Für alle anderen Lesungen war nur eine halbe Stunde eingeplant, doch wenn die Apokalypse naht, macht sogar der Veranstalter eine Ausnahme …



Ein Buch zu schreiben ist nicht leicht – aber noch schwieriger ist es, einen Verlag vom eigenen Werk zu begeistern. Doch genau das ist den vier Marburger Autoren Volker Ilse, Stefan Fels, Thomas Backus und Ralph Haselberger gelungen. Peter Göring, der Leiter des Persimplex-Verlages war von ihren Geschichten sogar so begeistert, dass er die Autoren einlud, ihre Bücher „In Blut geschrieben“ und „Fast tot“ auf der Buchmesse in Leipzig vorzustellen, und zwar im Rahmen einer Autorenlesung.

Ihr Erscheinen sorgte nicht für düstere Gedanken, sondern brachte gute Laune an den Stand. Mit flotten Sprüchen stellte man sich gegenseitig persönlich vor und schnell kristallisierte sich heraus, dass dieser Tag den Apokalyptischen Schreibern gewidmet sein würde. Und nur ihnen, denn mit ihrer gewichtigen Präsenz war für anderes gar kein Platz mehr am Verlagsstand.



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