Sonntag, 5. Februar 2012

Betriebsausflug ins Zombieland


Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Und wenn die Apokalyptischen Schreiber reisen, wird es gruselig!

Ralf Kemper rief, und die Toten kamen...

Ralf Kemper, in dessen Toxic Lullaby die Schreiber mitgespielt hatten, schrieb eine Mail, dass er dringlichst Zombies für einen The Walking Dead Fanfilm benötigte, und so stiegen wir in Volkers Auto und fuhren nach Kassel.
Auf der Hinfahrt kamen wir nicht nur an verschiedenen Starenkästen vorbei, sondern auch an einem Imbiss, von dem Volker sagte, es gäbe dort sehr große Schnitzel zu sehr kleinen preisen. Wir beschlossen spontan, auf dem Heimweg, dort haltzumachen. Was zu einem kleinen Drama führen sollte, aber das konnten wir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen!
Aber erst einmal fuhren wir streng nach Routenplaner, was leicht war, als wir uns noch auf der Autobahn befanden, jedoch schwierig in der Kassler Innenstadt. Kleiner Hinweis an die Stadtplaner: Straßenschilder sollten gut sichtbar angebracht werden (also nicht verdeckt von Ampeln oder Verkehrsschildern) und dürften auch gerne etwas größer sein. Wir erwägen ernsthaft, uns für solche Situationen ein Opernglas anzuschaffen, damit wir auch ganz sicher die Straßenschilder lesen könnten, um rechtzeitig abbiegen zu können.
Wir fanden den Weg, und glücklicherweise gab es in der Nähe ausreichend Parkplätze, was vermutlich daran lag, dass fast alle Läden in der Umgegend samstags geschlossen hatten ... oder es lag an der Polizeiwache in der direkten Nachbarschaft.
Wir überlegten uns, ob die Polizisten eingreifen würden, wenn wir jemanden auf dieser Straße die Gedärme aus dem Leib reißen würden? Vielleicht (wahrscheinlich) hatten die Polizisten auch schon mal einen Zombiefilm gesehen, und wussten, dass man Untote mit einem Kopfschuss erledigt...

Stephan Loetzer war Initiator der Aktion, und ich bin echt froh, dass sein Comicladen Cobiag nicht bei uns um die Ecke liegt. Der hat nicht nur all das, was man sich in seinen feuchtesten Träumen vorstellen kann, er hat darüber hinaus auch noch vieles, von dem man sich nicht im Traum vorstellen kann, wie sehr man es sich wünschen würde, wenn man nur davon wüsste. Wie Jodie Foster in Das Schweigen der Lämmer sagt: „Man begehrt, was man sieht!“
Der Laden war sowas von vollgestopft mit Comics, Actionfiguren, Comics, Büsten, Comics, Postern, Comics, Büchern und noch viel mehr Comics.
Hätten wir eine Gage bekommen, wir hätten sie sogleich hier in Comics oder ähnlichem umgesetzt. Aber wir arbeiteten ja ehrenamtlich als Zombies. Ein Leben für die Kunst.
Was ich mir trotzdem sehr genau anschaute, waren die Weissblech-Comics. Kleinode Schwarzen Humors, so wie ich ihn liebe. Drogengeile Teenieschlampen auf Mallorca hatten echt was – aber leider fand ich die beiden Weltbesten Comics, nach denen ich besonders Ausschau gehalten (und die auch im Weissblech Comic Shop nicht mehr vertreten sind) nicht. So bin ich auch weiterhin auf der Suche nach Horror aus der Pornogruft und Sexmonster (mit abnorm großen Geschlechtsteilen.
Wir zwängten uns durch die engen Gänge und staunten. Clerks Actionfiguren sind was Schönes. Zu meinem Glück (oder besser gesagt, zum Glück für meinen gebeutelten Geldbeutel) waren die von Jay & Silent Bob schon verkauft. Dann erreichten wir den Schminkraum, den Andrea Glowig und Jasmin Brübach in eine Zombiefabrik verwandelten.
Andrea hatte uns ja schon für Toxic Lullaby geschminkt, und sie hat ihre ohnehin schon beeindruckenden Fähigkeiten in der Zwischenzeit noch weiter ausgebaut. Von ihr bekam ich diesmal eine Wunde an der Stirn.
Und die Jasmin machte mir wunderschöne Augen!
Mittlerweile war die Schlange der Möchtegern-Zombies so lang, dass sie bis auf die Straße reichte. Ich verließ denn den Laden durch einen Seiteneingang, um nach etwas Frischem zu schnappen, und wenn es nur frische Luft war.
Dort traf ich dann auf einen Zombievater mit zwei Teenie-Zombies (die Dunkelhaarige konnte sooo schön die Augen verdrehen!). Wir beschlossen spontan, zur Metzgerei in der nächsten Querstraße zu walken, und dort frische Innereien zu ordern! Mir war nach Leber. Alternative Konsumwünsche gingen in Richtung Nieren und Enddarm. Geschmäcker sind halt verschieden.
Nutzte nur nichts, weil auch diese Metzgerei Samstag geschlossen hatte, und so blieben die Toten hungrig.
Aber als Zombie hat man immer was zu tun. Wir stellten uns in eine andere Schlange, um uns von einem Profi-Fotografen verewigen zu lassen. Dann bekamen wir erste Regieanweisungen.
Ich lernte einen Wikinger-Zombie kennen, er sich im Mittelalter (oder so) verlaufen hatte, einen Jesus-Zombie (ohne Sandalen, aber mit Zimmermannshose) und einen Joker-Zombie mit ohne grünen Haaren.
Mich machte man zum Messer-und-Gabel-Zombie, und Hazy bekam eine Ketchupflasche, mit der er sein Opfer leckerer machen sollte (was mir hinterher zum Vorteil gereichte – aber dazu später).

Der Plot war folgender: Ein Pärchen rennt vor den Walking Dead (Regieanweisung: Ihr seid langsaaaaame Zombies, macht ja keine schnellen Bewegungen!) davon, hinein in den Comicladen. Der Besitzer kommt raus und verteilt The Walking Dead Comics. Die Zombies sind glücklich.

Der erste Dreh war im Park auf der anderen Straßenseite. Ein paar Zombies wurden strategisch verteilt. Ich bekam eine Serviette und Besteck. Die waren mir zu sauber, sodass ich mich aus der Innereientüte mit Blut versorgte, um alles ein wenig realistischer zu gestalten. Dann musste ich ins Gebüsch.
Der Regisseur fragte, ob einer gut fallen könne, und Lust habe, einen Stunt zu drehen. Dafür war der Wikinger-Zombie genau der richtige. In endlosen Schlachten war er gefallen, und so würde er dies auch hier bewerkstelligen können, dessen war er sich sicher...
Sein Opfer war Noah Hunter (den wir auch schon von Toxic Lullaby her kannten). Der hatte einen lustigen Hut auf und keine Schuhe mehr an (auch er lebt für die Kunst). Eine geile Kampfszene später liegt er am Boden, und die Toten greifen nach seinem Gedärm.
Dass ich Messer und Gabel in den Händen hielt, erwies sich nun als Nachteil, aber ich erbat mir, mit meiner Gabel Fleischstücke von Noah aufspießen und verspeisen zu dürfen.
Ich durfte. Und jetzt kommt auch die Stelle, wo mir der Ketchup zu gute kam. Hazy walkte aus seinem Gebüsch und spritze Noah Ketchup ins Gesicht. In dieses tunkte ich dann meine Fleischbrocken. Fleisch schmeckt halt mit Ketchup erheblich besser!

Das Große Fressen



Der kulinarische Höhepunkt war jedoch nicht dieses Große Fressen (zu wenig Fleisch), sondern die großzügige Roselinde Dombach, welche mit Freundin Vera und 20 Cheeseburgern am Set auftauchte, um die Moral und die Zombies zu stärken.

Im Park mussten einige Einstellungen wiederholt werden, weil immer wieder Passanten ins Bild liefen. Manche hatten sichtlichen Spaß, andere waren entsetzt. Wir wurden sogar von einem Mann beschimpft. Was er sagte, verstanden wir nicht, weil er nicht deutsch sprach, aber die Betonung ließ uns vermuten, dass es nichts Nettes war. Ich meine sogar, das Zeichen gegen den Bösen Blick erkannt zu haben, kann mich aber auch täuschen...
Weitere Aufnahmen wurden dann auf der Straße vor dem Comicladen gemacht. Sie wurden oft unterbrochen von vorbeifahrenden Autos. Wobei uns manchmal zugewunken wurde, was wir sehr nett fanden. Einmal wurden wir aus einem fahrenden Auto heraus mit dem Handy gefilmt.
Das Pärchen rannte und rannte, und das Mädchen stürzte und stürzte. Das nenne ich Körpereinsatz. Dann die Flucht in den Laden, und das Gedränge der vielen Toten vor und in dem Eingang.
Der Latten-Zombie (wir nannten ihn liebevoll Schaschlik) war ganz klar im Nachteil. Aber er bekam eine tolle Szene, in der er in der Tür feststeckte, weil seine Latte einfach zu lang war, als dass er mit ihr durch die Tür gepasst hätte...
Dann verteilte der Zombie-Ladeninhaber Zombie-Comics. Die Toten betrachteten ihresgleichen auf den Covern, und einer hatte sogar das Glück ein Ausklapp-Bild zu erwischen.
Ich stand leider viel zu weit weg, um die verwesende Schönheit in all ihrer Pracht zu bewundern. (Allerdings waren ein paar echt knackige Zombie-Mädchen am Set, die alles andere als Gammelfleisch waren, und weil tief in mir drin ein hungriger Zombie steckt, habe ich frech an Dreien von ihnen herumgeknabbert – und eine war leckerer als die andere!) 

Gruppenbild mit Dame


Comictechnisch war ich mit meinem Besteck wieder in Nachteil. Kein Comic für den Messer-und-Gabel-Zombie, schließlich hat der ja keine Hand mehr frei.

Anschließend durften wir auch noch singen! Der Song, den ich hier natürlich nicht wiedergeben kann, ist ein verdammter Ohrwurm, und sobald er auf YouTube oder so auftaucht, füge ich hier einen Link ein.
Unterstützt wurden wir dabei von dem Gitarren-Zombie! Yeah, Yeah, Yeah!

Der Dreh war dann irgendwann zu Ende, aber wir standen noch herum, verwirrten die Passanten und unterhielten uns über Zombiefilme und Conan, und Bücher (ich machte natürlich etwas Werbung für Zombies! Sie werden Dich fressen!). War toll, sollte jedoch in dem schon angedeuteten Drama enden...

... auf der Heimfahrt wollten wir ja unbedingt ein riesiges Schnitzel zu einem zwergenhaften Preis verspeisen, aber ... ich traue es mich fast nicht zu sagen. Es nutzt ja nichts, ihr müsste es ja letztendlich doch erfahren. Also ... der Imbiss war zu!
Kein Schnitzel für die Schreiber-Zombies. Gar nichts. Bis(s) zum Abendessen blieben unsere Zombie-Mägen leer! Das Grauen, es lauert auf jeden von uns, uns es erwischt uns alle!


Ein Album mit meinem Bildern vom Dreh gibt es hier:

http://www.facebook.com/media/set/?set=a.308814475800073.91650.100000145687492&type=3

Und mittlerweile kann man sich den Film auch auf YouTube anschauen:
 

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