Sonntag, 16. Dezember 2012

Meine Erfahrung mit eBooks


eBooks kommen mir nicht ins Haus, habe ich gesagt. Damit bin ich nicht allein, viele Leser denken so. Traditionelle Leser, die gerne ein echtes Buch in der Hand halten. Aber auch viele meiner Autorenkollegen. Die schauen beim Schreiben schon ständig auf einen Monitor, das müssen sie nicht auch noch beim Lesen haben...

Aber gerade als Autor kommt man um eBooks nicht mehr herum. Die ersten eBooks mit Geschichten von mir erschienen so nebenbei. Verlage brachten Anthologien nicht nur als richtiges Buch heraus, sondern auch in elektronischer Form. Anfangs habe ich das zwar hier auf meinem Blog erwähnt, ihnen jedoch keine Aufmerksamkeit geschenkt (obwohl es mich schon wurmte, keine Belegexemplare davon in meinem (virtuellen) Regal stehen zu haben.

Dass ich mich dann doch intensiver mit der neuen Veröffentlichungsform auseinandergesetzt habe, lag dann aber am Heyne-Verlag, der zwei (Kurz-)Bücher ausschließlich als eBook herausgab: Raststätte Mile 81 von Stehen King und Die schwarze Feder von Dean Koontz. Wollte ich diese lesen, musste ich zum Reader greifen ... Nein, musste ich nicht. Jeder, der über einen Computer verfügt, kann eBooks auch ohne Reader lesen. Heyne empfahl mit den Adobe Digital Editions, und Amazon bietet für PC, Mac usw. eine Kindle-App an (Die eigentlich jeder haben sollte, da es bei Amazon regelmäßig kostenlose eBooks gibt, die man nur mit einem Kindle (oder der App) lesen kann. Denn die wunderschöne Welt der eBooks hat einen sehr großen Haken – es gibt zwei Formate, die sich durchgesetzt haben. Der eigentliche Standard für eBooks ist .epub (ein Dateiformat wie .jpg oder .gif bei Bildern). Amazon boykottiert diesen und verwendet .aw / .aw3. Allenfalls .mobi wird noch toleriert. Nun kann man die Dateien in ein anderes Format umwandeln, mit einem kostenlosen Programm namens Calibre, aber nicht immer. Schuld daran ist das DRM (Digital Right Management = Kopierschutz). Klar, der Verlag und der Autor wollen nicht, dass man die Bücher illegal vervielfältigt und verbreitet, wie dies mit Musik und Filmen bereits geschieht (die tollen LPL Lovecraft-Hörbücher werden wegen der Verbreitung von Raubkopien nicht mehr hergestellt).
In diesem Fall jedoch hat das zur Folge, dass man eigentlich zwei Reader braucht.

Mein erster Reader, den ich mir kaufte, um oben genannte Bücher von Heyne komfortabel lesen zu können, war ein TrekStore. Er lag gut in der Hand, erlaubte ein komfortables Blättern und hatte eine Möglichkeit, den Speicher durch Speicherkarten zu erweitern.
Weswegen ich ihn wieder zurückschickte (was durch das Fernabsatzgesetz innerhalb von 14 Tagen möglich ist): Man konnte keine Anmerkungen oder Markierungen im Text vornehmen. Außerdem, und das fand ich sehr, sehr schade, erlaubte die DRM nicht, dass ich all die angesammelten Amazon-eBooks auf diesen Reader laden konnte.

Die einfachste Variante des Kindle gibt es schon für 79 Euro, die von TrekStore 59 Euro. Ich dachte also, gut 20 Euro mehr ist akzeptabel, zumal man hier tatsächlich Anmerkungen oder Markierungen im Text machen kann. Zwar hat der kleine Kindle keine Tastatur hat (es gibt einen solchen, aber der kostet mehr), aber man kann mit etwas Übung gut damit zurecht kommen. Ich gebrauche die virtuelle Tastatur hin und wieder, um nach Textstellen zu suchen (für Nachschlagewerke wie das Danse Macabre von Stephen King ist ein eBook-Reader echt klasse!).
Ansonsten liegt der Kindle tatsächlich besser in der Hand, ist leichter und lässt sich komfortabel durchsuchen oder umblättern.
Allerdings ist mein Kindle eine Generation neuer, als es mein TrekStore war. Er verfügt über eine neue, die sogenannte Ink-Technologie (die der neue TrekStore auch hat). Der Hintergrund ist nicht so grell, die Schrift gestochen scharf. Das Lesen ist angenehmer für die Augen. Das Gefühl, an einem Monitor zu lesen, kommt gar nicht erst auf. Und, die Akku-Laufzeit ist gigantisch!
Leider werden Bilder nur schwarzweiß angezeigt. Aber, die wenigsten Bücher, die man elektronisch liest, werden Bildbände sein. Dieses Manko ist also annehmbar.

Die Ink-Technologie hat sich also durchgesetzt und bestimmtem nicht mehr die Frage, welchen Reader man sich zulegt. Es gibt neben den beiden von mir in der Praxis getesteten noch etliche andere Reader, und so muss sich jeder selbst entscheiden, welchen er sich zulegt. Als Autor wird man diese Entscheidung nicht beeinflussen können, und so sollten wir uns fragen, wie wir die meisten Leser erreichen.

Amazon ist sicherlich der führende Anbieter von eBooks. Das kommt daher, dass das Unternehmen Autoren anbietet, ohne den Umweg über einen Verlag seine eBooks dort zu veröffentlichen. Das bedeutet natürlich, dass es keine Qualitätskontrollen gibt. Man kann nie sicher sein, dass die so veröffentlichten eBooks zu Recht von allen Verlagen abgelehnt worden sind. Aber gehen wir einmal davon aus, dass sich die Kunde guter Bücher durch Mundpropaganda verbreitet, und dass mans ich anhand von Rezensionen vorher ein Bild von dem geschriebenen machen kann. Wenden wir uns also wieder der Technik zu. Theoretisch kann jeder ein Amazon-eBook lesen. Wenn er keinen Kindle hat, kann er sich kostenlos die Kindle-App runterladen und nutzen. Das ist natürlich ein gutes Argument für eine Direktveröffentlichung bei Amazon. Die bieten einem sogar an, die Bücher zu konvertieren und es gibt eine kostenlose Bilderdatenbank, die man für die Covergestaltung nutzen kann.
Wenn man als Autor diese Variante nutzt (und der Persimplex-Verlag tut dies), dann liegen die Rechte für das Layout (und evtl. des Covers) bei Amazon. Man sollte sich nun also hüten, das eBook auch anderweitig anzubieten.
Der größte Nachteil ist jedoch die strenge DRM. Die meisten Verlage haben nicht einmal ein eigenes Exemplar ihres eBooks (es sei denn, sie hätten es selbst gekauft). Es gibt natürlich auch keine Belegexemplare für Autoren oder Rezensionsexemplare für Journalisten (und demnach weniger Rezensionen). Und all die Besitzer eines anderen Readers werden als Leser außen vorgelassen. Ja klar, sie könnten die Kindle-App nutzen, aber warum sollten sie am PC lesen, wenn sie einen komfortablen Reader besitzen?

Als Autor / Verlag tut man also gut daran, seine eBooks in allen Formaten und bei allen Portalen anzubieten. Man kann seine Bücher selbst zu formatieren. Aus einer .rtf kann man mit dem Calibre sowohl .epub, als auch .mobi generieren. Man kann DRM-freie Bücher für Journalisten erstellen usw. Man kann auch einen Dienstleister zwischenschalten, der die technische Seite für einen übernimmt. Es gibt Verlage, die das tun. Oder andere Verlage, die sich ausschließlich auf das Veröffentlichen von eBooks spezialisiert haben.
Ich selbst habe noch nicht die perfekte Möglichkeit für die Veröffentlichung von eBooks gefunden. Allerdings weiß ich bereits einige Dinge, auf die ich achten muss (keine ausschließliche Veröffentlichung bei Amazon, keine Veröffentlichung ohne Lektorat), aber ich erahne bereits die Möglichkeiten, die sich mir als Autor bieten. eBooks sind ein spannendes Thema, das sicherlich noch spannender wird. Durch die entfallenden Druckkosten lohnen sich auch „Kleinstauflagen“ (z. B. eine Neu-Auflage von Fanzines, oder Experimente fernab des Mainstreams)

Viele gute Anregungen bietet das Literaturcafé.

Nachtrag:

Was mich am Kindle am meisten stört, ist, dass man WLAN nutzen muss (!), um ihn zu aktivieren. Durch diese Technologie kann man praktisch auch unterwegs (viele Cafés bieten kostenloses WLAN an) Bücher kaufen.
ABER mir gefällt es nicht, keine Wahl zu haben (aus Sicherheitsgründen nutze ich kein WLAN mehr zuhause, sondern ein LAN-Kabel). Zum Glück kann man später über die Amazon-Homepage gekaufte (oder kostenlose) Bücher per USB an den Kindle übertragen. Das ist aber kompilierter, und nicht jeder weiß davon.


Trotzdem glaube ich nicht, dass man als eBook-Leser auf Dauer um den Kindle herum kommt...

 

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